Es erscheint unsinnig, ein Vorhaben mit derart weitreichenden finanziellen Konsequenzen zu realisieren. Schließlich müssen nicht nur die Lese- und Sprachbücher in den Schulen ausgetauscht werden, was ja sowieso eine immensen Kostenaufwand bedeutet, sondern nach und nach die gesamte Literatur. Wie sonst soll man es einem Schulkind erklären, daß das Jugendbuch, das es gerade liest, falsch geschrieben ist?
Zu kritisieren ist auch die Vorgehensweise der Kultusministerkonferenz. Bis zur 'Gemeinsamen Absichtserklärung zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung' wurde jede ernsthafte öffentliche Diskussion darüber vermieden. Dies ist den Verantwortlichen insofern vorzuwerfen, als die Neuregelung jeden Bürger betrifft. Diese Vorgehensweise fördert die so oft beklagte Politikverdrossenheit.
An vielen Schulen wird bereits nach der neuen Rechtschreibung unterrichtet, was angesichts des offiziellen Einführungstermins 01.08.98 ebenfalls auf Unverständnis stößt. Bei näherer Betrachtung entsteht also der Eindruck, daß diese Reform eine 'Kabarettnummer' oder auch ein 'politisches Intermezzo' darstellt. Das Einführungsdatum für die Rechtschreibreform ist auf den 01.08.1998 festlegt. Es ist also noch nicht zu spät, die Neuregelung zu stoppen. Daher sind die Schul- und Wörterbuchverlage, die bereits nach den neuen Regeln arbeiten, auch keineswegs zu bemitleiden bezüglich der nach den neuen Regeln gedruckten Auflagen und des ihnen durch Rücknahme der Bücher eventuell entstehenden Schadens, da alle Neuausgaben mit veränderter Rechtschreibung auf eigenes Risiko entstanden sind. Hinzu kommt, daß sich auch neuen Regelungen durch Überarbeitung ständig ändern, so daß letztlich die 'neuen' Schulbücher auch schon wieder veraltet sind. Dies gilt ebenso für die Wörterbücher (z.B. Duden etc.).
Die Junge Union Mittelfranken wendet sich nicht gegen eine Vereinfachung der Rechtschreibung. Sie hat jedoch weder für eine unverständliche, unlogische und gewaltsame Umschreibung der Rechtschreibregeln Verständnis, noch für die seltsame Vorgehensweise der Kultusministerkonferenz bei der Durchsetzung der Neuregelung. Max Freiherr von Gagern, Stephanie Jacobs, Jutta Waldshöfer." (leicht gekürzt im Bayernkurier vom 11.10.97, S. 8).
Anmerkung:
Für die Vollständigkeit der Initiativen kann keine Gewähr übernommen werden, da es sich gezeigt hat, daß manche Initiativen nur in der örtlichen oder regionalen Presse wahrgenommen und weder von den Nachrichtenagenturen noch von den bundesweiten Medien registriert werden. Wer weitere Initiativen kennt, möge sie uns mitteilen. |