![]() |
![]() |
Initiative "Wir Lehrer gegen die Rechtschreibreform |
und für eine einheitliche, systematische Rechtschreibung" |
|
|
|
Pressemitteilung |
![]() |
Die Lehrerinitiative informiert die Bevölkerung über die sog. Rechtschreibreform
Teil 5 vom 08.04.1997:
Unüberschaubare Kostenlawine und Verschleuderung unserer Steuergelder durch
weltweite Geschäftemacherei mit der Rechtschreibreform
unter dem Deckmantel des Kostenneutralitäts- und Sozial-Märchens, Rechtschreibschwachen zu helfenBundespräsident Roman Herzog: Kultusminister sind aufgrund ihres geistigen Zuschnitts nicht in der Lage, über die Grenzen ihres Bundeslandes hinaus zu denken.
Mit Blick auf die Bundestagsdebatte am 18. April über den Stopp der Rechtschreibreform versucht die Initiative "Wir Lehrer gegen die Rechtschreibreform und für eine einheitliche, systematische Rechtschreibung" insbesondere den Politikern die Augen zu öffnen: Die Reformer und die Kultusminister haben der Bevölkerung das Märchen erzählt, die Rechtschreibreform sei kostenneutral, man wolle mit der Schreibreform Rechtschreibschwachen helfen. Doch zum einen ist das sozial-emanzipatorische Ziel der Reformer, Rechtschreibschwachen durch Beseitigung angeblicher Sprachbarrieren zu helfen, eine Utopie, weil durch eine Schreibreform Sprachbarrieren und Rechtschreibschwächen ebensowenig beseitigt werden wie man eine Rechenschwäche durch eine Mathematikreform beheben kann. Und zum anderen erklärte der Verband deutscher Zeitschriftenverleger auf seiner Jahreshauptversammlung im November 1996: "Die Reform ist überflüssig, kostet das Verlagsgewerbe Millionen von Mark und wird uns alle über lange Jahre teuer zu stehen kommen." (Christian Wulff, DIE WELT 04.04.97, S. 4). Wenn das soziale Ziel aber nicht erreichbar ist, welches Ziel verfolgen die Reformer denn dann? Unser Staatsoberhaupt Bundespräsident Roman Herzog gab Journalisten in Schanghai einen Denkanstoß, "Kultusminister seien aufgrund ihres geistigen Zuschnitts nicht in der Lage, über die Grenzen ihres Bundeslandes hinaus zu denken. Historiker könnten nicht universalgeschichtlich denken. Er pfeife auf die Vermittlung der Daten deutscher Kaiser und Könige, wenn die Sicht auf die Weltkugel von außen fehle." (Nürnberger Nachrichten 23.11.96, S. 3). Dies ist ein provokativer Impuls, hinsichtlich unserer Sprache weltweit und langfristig zu denken. Weil unsere Sprache weltweit verbreitet ist, sollten daher unsere Politiker in kommerzieller Sicht unter haushaltsrechtlichen Aspekten wirtschaftlich weltweit und auf lange Sicht denken. Dabei ist die erste Frage, wer wohl an der Rechtschreibreform verdient. Und da zeigt sich, daß sich hinter dem vorgeschobenen sozial-emanzipatorischen Ziel rein kommerzielle Interessen verbergen: das Zerschlagen des Duden-Monopols und die weltweite Eroberung von Marktanteilen durch Verlage, wie z.B. Bertelsmann, den zweitgrößten Medienkonzern der Welt mit ca. 20,5 Milliarden Mark Jahresumsatz (SZ 21.03.97, S. 19). 10 Wörter pro Jahr ändern, 10 neue Wörter hinzufügen, 10 Wörter ausscheiden und schon sind es 25 Milliarden Mark Umsatz. Unsere Sprache ist zu einer Ware auf dem Weltmarkt der Beliebigkeiten umfunktioniert worden. Was Bertelsmann und andere Verlage anstreben, ist ein weltweites permanentes Riesengeschäft mit laufenden Sprachveränderungen, z.B. in Sprachlexika (deutsch-lateinisch, -griechisch, -englisch, -französisch, -russisch usw.). Man denke nur an die Goethe-Institute in aller Welt und deren Bedarf an Sprachlexika und Literatur. So gehörte z.B. der Präsident des Goethe-Instituts, Prof. Dr. Hilmar Hoffmann, zu den Unterzeichnern der Frankfurter Erklärung zur Rechtschreibreform. Er sprach von einer "Verhunzung der Sprache und unseres kulturellen Erbes" (zitiert nach Christian Wulff. In: DIE WELT 04.04.97, S. 4). Doch Sponsor der Goethe-Institute ist der Bertelsmann-Konzern. Wagte es deshalb Hilmar Hoffmann nicht mehr, noch einmal gegen die Rechtschreibreform Stellung zu nehmen? Auch manche Dichter und Denker sind inzwischen verstummt. Warum? "Geld regiert die Welt!" und: "Wes Brot ich eß, des Lied ich sing!" Autoren machen ja ein Geschäft, wenn ihre Bücher neu aufgelegt werden müssen. Verlag und Autor bilden eine Risikogemeinschaft. Man denke diesbezüglich auch an die persönliche Geschäftemacherei einiger Reformer. Schon Peter Eisenberg kritisierte hinsichtlich der Broschüre "Informationen zur neuen deutschen Rechtschreibung", Duden-Verlag, Dezember 1994: "Die Broschüre stellt eine fragwürdige Vermischung der offiziellen Funktionen einiger Autoren des Reformvorschlages mit privaten Interessen an einer Vermarktung der Reform dar." (In: Die deutsche Sprache und die Reform ihrer Orthographie. In: Praxis Deutsch, Heft 130, März 1995, S. 3).
Eine besondere Rolle spielt in diesem Riesengeschäft das Institut für deutsche Sprache (IDS) in Mannheim, dessen Mitarbeiter der Reformer Dr. Klaus Heller ist. Schon Theodor Ickler warnte 1995 vor den Zielvorstellungen Hellers: "Wenn aber der Reformer Klaus Heller meint, diese kleine Reform müsse jetzt durchgeführt werden, damit später eine größere möglich wird, so verkennt er, daß eine Rechtschreibreform für 100 Millionen Muttersprachler und zahllose Ausländer immer ein ganz folgenreiches Unternehmen ist. Man kann die Rechtschreibung nicht des öfteren wechseln wie ein Paar abgetragene Schuhe." In: Ein fauler Kompromiß, der Verwirrung schafft. In: Süddeutsche Zeitung 18.09.95. Diese Kritik führte Wolfgang Kopke fort. Es sei "offenbar schon länger geplant, am IDS die permanente Rechtschreibreform zu institutionalisieren." Doch es widerspreche dem Satzungszweck des IDS am linguistischen Reißbrett Schreibweisen zu konstruieren, die im Widerspruch zum heutigen Sprachgebrauch stehen. Kopke erinnert daran, daß das IDS gemäß § 14 seiner Satzung der Kontrolle durch die Rechnungshöfe des Bundes und des Landes Baden-Württemberg unterliegt. In: Schnelle Reform der Rechtschreibreform. In FAZ 27.01.97, S. 8. Eine Schreibreform darf nicht - wie geschehen - zu einer Verschwendung von Steuergeldern führen. Wer ist für die einseitige Zusammensetzung der Rechtschreibkommission verantwortlich, die den riesigen Schaden verursachte? Wer wird für diese Verschleuderung unserer Steuergelder zur Verantwortung gezogen? Die Kontrolle durch die Rechnungshöfe ist ein weiterer Hebel, mit dem man eine weitere Verschwendung von Steuergeldern durch Rücknahme der von der großen Mehrheit der Bevölkerung abgelehnten Rechtschreibreform verhindern kann.
In diesem Zusammenhang ist das Ziel der Arbeitsbeschaffung für das IDS und seine Mitarbeiter zu beachten sowie das persönliche Ziel Klaus Hellers, als Geschäftsführer einer permanenten Zwischenstaatlichen Rechtschreibkommission und als Autor wie die anderen Reformer gut zu verdienen. Auf diese Interessenkollisionen der Reformer wiesen wir bereits in Teil 1 unserer Aufklärungsserie: "Lehrerinitiative: 'Da ist der Wurm drin!' Interessenkollisionen der Zwischenstaatlichen Rechtschreibkommission" hin und forderten deswegen die Ablösung der Kommission. Die Lehrerinitiative fordert eine umgehende Rücknahme der sog. Schreibreform, da jeder Tag mehr Steuergelder verschlingt, die im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit besser eingesetzt wären.
Vertreter der Initiative "Wir Lehrer gegen die Rechtschreibreform und für eine einheitliche, systematische Rechtschreibung": Helmut Delbanco, StD, Ahlhorn, Dr. phil. Klaus Deterding, Berlin, Prof. Dr. Theodor Ickler, Universität Erlangen-Nürnberg, Stephanus Peil, Westerburg, Manfred Riebe, OStR, Schwaig bei Nürnberg, Dr. phil. Gerd Witzke, OStR, Nürnberg.Schwaig, den 08.04.1997
Manfred Riebe, OStR stellvertretend unterzeichnet für die oben genannten Kollegen